2013-12-25

Adventskalender 24: All überall auf den Tannenspitzen


















































Nun kann ich es endlich mit voller Berechtigung sage: fröhliche Weihnachten ihr Lieben!
Und was für ein Weihnachten. So schön, dass ich es mir erlabe, diesen letzten Tag meines "Adventskalenders" erst einen Tag später mit euch zu teilen, damit es mir möglich ist ihn euch in einem etwas mehr als nur halbwachen Zustand zu schildern.

Der Morgen des Heiligen Abends beginnt mit einem späten Frühstück und einer Busfahrt. Kenilworth' Spaziergehpotential soll erkundet werden. Die Burgruine ragt hoch in den blauen Himmel und ein rotes und ein dreckiges Paar Wanderschuhe stapfen in gemeinschaftlicher Stille durch das Gras.
In den Tälern der Wiesen hat sich durch die Regengüsse der letzten Tage ein richtiger See angesammelt und die Natur quietscht vor Nässe. Der Wind ist kalt, er vereist unsere Nasen und spielt mit den kahlen Ästen. Ein Rabe steigt laut rufend in die Luft.
In Coventry kann man die Natur schon vermissen.

Wir kommen nach Hause. Müde, wie wir sind, verschiebt sich alles noch ein bisschen nach hinten. Wer duscht schon, wenn man im Bett liegen kann? Doch irgendwann wird sich auch geduscht; es wird gekocht und der Tisch gedeckt. Man speist in Weißwein gekochten Reis mit Spinatcreme-Soße und fühlt sich ein seiner weihnachtlichen Aufmachung sehr fein. Dewis scheint in festlichem Glanz.

Vorsorglich sind wir eine Stunde früher für den 7 Uhr Gottesdienst in der Kathedrale. Die Engländer scheinen unsere Paranoia nicht zu teilen; der Großteil der Gemeinde taucht erst kurz vor Begin auf. Doch man will sich nicht beschweren. Wir ergattern einen guten Platz und haben noch Zeit für eine Kathedralführung, während welcher gewisse Interns mit ihrem Wissen angeben können und gewisse Mütter gebührend beeindruckt sind.

















































Der Gottesdienst ist vermutlich einer der schönsten, in dem ich bisher war. Ganz dunkel, nur mit Scheinwerferlicht und vielen, vielen Kerzen; mit feierlichen Chorinszenierungen, langen Prozessionen, der Weihnachtsgeschichte, viel Drama, langen Roben und natürlich, dem Bischof.

Es ist auch ein Moment um sich noch einmal wieder hier zu Hause zu fühlen. Hier, in dieser Kathedrale, die man sowieso in den ersten paar Wochen als die eigene adoptiert, und mit diesen Menschen. 
Überhaupt hat es doch auch etwas Surreales in der Heute besonders vollen Kathedrale zu sitzen und in der Gemeinde nur wenige bekannte Gesichter zu sehen, aber unter denen, die den Gottesdienst leiten dafür um so mehr. Hier ist Jenny, dort Angie, John, David, Joe, der Dean, David, David, Barbara, Geoffrey, Kerry...

Die warmen Worte des Abschieds und der Weihnachtswünsche folgen uns aus der Tür in die Dunkelheit.


Zum ersten Mal, bin ich diejenige, die die Weihnachtsbaumkerzen an Heiligabend entzündet. Ach nein, was für ein schöner Baum! Ach wie gemütlich! rufe ich in wahrer Weihnachten-bei-Hoppenstedts-Tradition immer wieder aus.

Es wird gesungen, es wird gelacht, es werden Plätzchen genascht und nach Köln telefoniert. Ein singender Hund starrt auf eine Kerze. Und natürlich werden auch Geschenke ausgepackt. Eine überwältigende Anzahl um genau zu sein.
Ich bin immer noch ganz gerührt von der Liebe und Bedachtheit, die in diesen wundervollen Geschenken und Karten von geliebten Verwandten und Freunden auf dieser und jener Seite des Ärmelkanal steckt.

Eine Nacht später, am Weihnachtstag, liegt ganz England still. Kein Geschäft hat geöffnet, kein Bus brummt und kein Zug zuckelt. Während Mama und ich durch das ungewohnt stille Coventry gehen und auch nachher noch, während ich mit einem Schoß voll Katze in Jennys Wohnung sitze, denke ich immer wieder: hier ist mein zu Hause und hier ist mein Herz und genauso sehr ist es auch bei den Menschen "drüben". Und dafür bin ich sehr dankbar.

Danke, an euch alle, die es mir erlauben an vielen Orten gleichzeitig zu Hause zu sein. Danke, an die mit denen ich Gestern gesprochen habe, danke an die, die mich mit einer Karte, oder einem Geschenk überrascht haben, danke an alle, die an mich gedacht haben.

Es hat mir viel Freude bereitet meine Weihnachtszeit mit euch zu teilen. Ich hoffe, ihr hattet ein frohes Fest, sofern ihr denn gefeiert habt und sende euch liebe Grüße aus einem mittlerweile wieder dunklem Coventry. Ich werde euch vermutlich erst im Neuen Jahr wieder sehen, (aber dann hoffentlich vergleichsweise regelmäßig) und wünsche euch somit also auch: einen guten Rutsch!

Man entschuldige die Rührseligkeit. Es ist Weihnachten.




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